Erinnerungen von Pfarrer i.R. (Dechant) Johannes Schmidt

Wie es zum Kirchbau von St. Marien in Alfeld kam

1969 waren vor Ostern Reparaturarbeiten an den Rissen der Kirche geplant. „Aber doch nicht in der Karwoche“, sagte ich dem damaligen Pfarrer Dr. Hennies. Inzwischen verschaffte ich mir Klarheit über die Risse an der Kirchenmauer und erhielt von Nachbarn Erfahrungen beim Neubau. Ich sammelte Unterlagen und Berichte, damit Pfarrer Dr. Hennies das Generalvikariat über den Zustand der Kirche informierte. Er aber zeigte dafür kein Interesse und schickte mich als Kaplan nach Hildesheim. Dort erhielt ich vom Generalvikariat und der Bauabteilung die Bestätigung, dass etwas geschehen müsse, und sie schickten mich nach St. Marien zurück mit dem Auftrag, einen Kirchbauverein zu gründen. Das war der erste Anstoß zum Bau einer neuen Kirche, und der Abriss der noch nicht alten Kirche war beschlossen.

Es sollte ein neuer Bauplatz in Alfeld gefunden werden, aber Kirchenvorsteher Lothar Altwasser und ich suchten vergebens im Stadtgebiet. Und so sollte die neue Kirche am alten Platz erbaut werden. Pfarrer Dr. Hennies bestimmte: „Den Kirchneubau machst Du!“ Mich als Kaplan damals? Mit Kirchenvorstehern reiste ich über Land, um Kirchneubauten zu besichtigen, deren Erfahrungen zu sammeln und davon zu lernen. Wie passt ein Kirchneubau auf den Platz der alten Kirche? Bei unseren Erkundungen entdeckten wir, dass zum Gotteshaus ein Gemeindezentrum als Treffpunkt gehört. Diese Beobachtungen wollten wir auch für unseren Neubau einbringen: Nicht nur ein neues Gotteshaus, sondern ein Treffpunkt für die auf viele Dörfer zerstreute Gemeinde. Für den Neubau bestellte das Bistum den Architekten Johannes Reuter aus Kassel. Seine Planungen fanden unsere Zustimmung.

Nach dem Abriss der alten Kirche - nach über 50 Jahren ist mir noch der Knall des Abends in Erinnerung, als der Rest des Turmes gesprengt wurde - schaute ich jeden Abend aus dem Fenster auf den Bauplatz, um zu entdecken, was gerade gebaut worden war, und das fast drei Jahre lang.

Dank und Anerkennung gilt der ev.-luth. St.-Nicolai-Gemeinde, die über zwei Jahre ihr Gotteshaus für den Sonntagsgottesdienst zur Verfügung gestellt hat.

Lob und Dank muss ich heute der Gemeinde aussprechen, die durch den Kirchbauverein es geschafft hat, dass heute das Pfarrzentrum schuldenfrei dasteht und großartiger gebaut werden konnte (z.B. Kegelbahn) als geplant war.

Für mich als Pfarrer von St. Marien in Alfeld (1968-2003) waren es die erlebnisreichsten Jahre meines Lebens. Dafür bin ich Gott dankbar, aber auch, dass ich als Priester in St. Marien meinen Dienst erfüllen konnte.

Pfarrer i.R. Johannes Schmidt, Wöhle